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Aktuell 2019/2020
TU9-ING-Woche
Bericht über die TU9-ING-Woche vom 25.08 bis zum 31.08.2019 in Hannover
Als der Studienberater unserer Schule unsere Klasse darauf ansprach, dass ein gewisses Stipendium in der Form der Teilnahme an der TU9-ING-Wochevom 25.08-31.08.2019 zu Bewerbungen freistand, war ich dran interessiert teilzunehmen, jedoch wusste ich nicht, wie ich mir dieses Programm vorstellen musste. Meine allgemeine Einstellung gegenüber der Gelegenheit war eher passiv, aus Unwissenheit. Würde sich es lohnen, diese extra Leistung, notwendig für die Bewerbung, wenn auch relativ klein, im Kontext aller Klausuren zu leisten? Da war ich mir unsicher, aber sicher genug, um mich doch zu bewerben. Eine Reise nach einer von mir noch nicht besuchten deutschen Stadt, verbunden mit einer Probestudienwoche, war anlockend genug und mit Sicherheit passend für einen Schüler, der sich schon entschieden hat, sich nach seinem Schulabschlussan einer der technischen Universitäten Deutschlands zu bewerben, um dort Physik zu studieren. Letztendlich hatte ich aber nahezu keine Erwartungen, mit der Absicht später bewusst eine positive Einstellung gegenüber so vielem wie möglich, das während der Woche passieren würden, einnehmen zu können. Die Annahme meiner Bewerbung ist als eine schöne Überraschung bei mir angekommen, denn ich hatte nicht mehr viel an meine Bewerbung gedacht, nachdem ich diese verschickt hatte. Die Teilnehmer konnten sich für Erst-und Zweitwünsche bei der Auswahl einer Stadt, in der die TU9-ING-Woche ablaufen sollte, entscheiden. Hannover war meine Entscheidung, getroffen anhand von Recherchen auf den Internetseiten der Unis. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass mein Wissen über Universitätsforschung fast gleich null ist und auch sonst meine Fähigkeit die Qualität von Universitäten zu evaluieren fragwürdig ist. Am Sonntag, den 25.08., war der Anreisetag zur TU9-ING-Woche, an dem wir - Iveta, eine weitere Teilnehmerin aus Bulgarien, und ich - zusammen von Bulgarien nach Hannover flogen, mit einem Umstieg in Istanbul. Ich habe mir das Programm im Flugzeug angeschaut und hatte sofort einen Tag, auf dem ich nicht warten konnte: Donnerstag, an dem wir den ganzen Tag in der Fakultät für Physik und Mathematik verbringen würden. Wir sind abends gut angekommen und sind dann schnell ins Bett gegangen. Die Begrüßung im Hochschulbüro für Internationales am nächsten Morgen war sehr nett, denn es war eine gute Möglichkeit für alle Beteiligten sich kennenzulernen - 20 Schüler aus ganz verschiedenen Ländern, unter anderem Tschechien, Brasilien, Südkorea, Russland, Ägypten, Mexiko und noch viele andere. Der darauf folgende Vortrag zum Thema Klimawandel und Energiewende verlieh uns einen ersten Einblick in die kommende Woche. Interessant war der Vortrag sicherlich und eine erfrischende Wirkung hatte dieser auch, vor allem durch seine politische Neutralität. Diese erlaubte es der Präsentation, mehrere Aspekte und Sichtweisen des Themas vorzustellen, etwas relativ Seltenes im Vergleich zu unserer heutigen Medienlandschaft. Ich war sehr beeindruckt zu sehen, dass diese Neutralität, zusammen mit einem Fokus auf die Wissenschaft, durchaus eingehalten wurde. Darauffolgend war die Campus-Führung, die in einer Mensa der Uni endete, wobei ich es mir nie vorgestellt hatte, dass es so viel Auswahl bei dem Essen geben würde und dass es so lecker sein würde. Noch vor der TU9-ING-Woche habe ich mich auf die kommende Studienzeit gefreut. Jedoch fing ich langsam an festzustellen, dass meine Ungeduld von der Woche nur verstärkt werden würde. Der Besuch der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät hat dann zu einer Stadtführung weitergeleitet, und mit einem gemeinsamen Abendessen wurde der Tag beendet. Am Dienstag haben wir die Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie besucht, wo ich zugeben muss, dass ich wegen der Lektion zur Einführung in die Windenergetik meine geplante Studium-Laufbahn in Frage stellen musste.Nicht nur waren die Berufsmöglichkeiten anlockend, sondern das Thema selbst war sehr interessant. Ich war auch von der Führung durch das Testzentrum „Tragstrukturen“, den Großen Wellenkanal und das 3D-Wellenbecken starkfasziniert. Für einen Schüler war dies etwas wie ein Anfang einer Lösung meines Unwissens über wissenschaftliche Arbeit an Universitäten. Am Mittwoch wurde uns die Fakultät für Elektrotechnik und Informatik vorgestellt. Wir haben das Institut für Antriebssysteme und Leistungselektronik besucht und haben danach kleine Elektromotoren während der Besichtigung des Instituts für Elektrische Energiesysteme gebaut, was als eine sehr nette Team-Building-Übung gedient hat. Meine erste Kostprobe der so enthusiastisch erwarteten Fakultät für Physik und Mathematik kam in der Form der Besichtigung des Einstein-Elevators, wobei ich unglaublich begeistert war. Natürlich besitze ich nicht das Wissen, um alles, was vorgestellt, wurde zu verstehen, was mein Interesse etwas einschränkte. Doch ich fing an, bewusst von meinen Studententagen zu träumen. Der Tag wurde mit einem sehr angenehmen und entspannenden Besuch der Herrenhäuser-Gärten abgeschlossen. Darauffolgend war der von mir heiß-erwartete Tag, der Donnerstag. In der Fakultät für Mathematik und Physik haben wir uns zuerst eine Lektion über Solarenergie und die damit zusammenhängende Technik angehört, unterbrochen von einem kurzen Vortrag über die Fakultät selbst. Diese Lektion erfreute mich, indem sich für mich ein neuer Horizont von Spezialisierungsmöglichkeiten eröffnete. Ewig unsicher, inwiefern und auf welche Weise Physiker in der Industrie beschäftigt werden können, verringerte dieser Besuch der Fakultät meine Unsicherheit. Danach hat unsere Schülergruppe eine Führung durch das Laboratorium für Nano- und Quantenengineering erlebt; wobei ich alle Leser bitte, meine Wortwahl „erlebt“ nicht für zufällig zu halten. Der Zweifel an meiner geplanten Studien-Laufbahn, den ich am Dienstag hatte, wurde damit eindeutig gelöscht.Geräte, mir nur aus Videos bekannt, sowie auch viele unbekannte, standen vor meinen Augen und riefen kindliche Träume hervor, selbst als einen Wissenschaftler tätig zu sein und die Grenzen des menschlichen Wissens zu überschreiten. Nach einer Präsentation über den Zusammenhang zwischen Meteorologie, Klimawandel und Energietechnik hatten wir die Möglichkeit, eine individuelle Studienberatung zu erhalten, die wirklich nützlich war. Am letzten Tag hat unsere Gruppe die Fakultät für Maschinenbau besucht, wo wir, nach einer inspirierenden und informierenden Präsentation über die Fakultät, einige kleine Untersuchungen der aerodynamischen Merkmale von Autos durchgeführt haben. Daraufhin sind wir zu einem Brennstoffzellenlabor am Institut für Thermodynamik gegangen, wo wir etwas über die relativ neue und sich noch nicht durchgesetzte Elektrizitätsquelle gelernt haben. Die Woche haben wir mit einer Tour durch das Zentrum für Hochschulsport der Uni (die mein Verlangen nach der Studienzeit weiter verstärkt hat) und einen Abschlussabend beendet. Am nächsten Morgen flog ich zurück nach Bulgarien. Letztendlich freue ich mich sehr, diese kleine extra Arbeit, notwendig für die Bewerbung an dem Stipendium, geleistet zu haben. Das Erlebnis hat meine Entschlossenheit, Physik an einer deutschen TU zu studieren, nur verstärkt. Ich bin begeistert von diesem ersten kurzen Einblick in die wissenschaftliche Arbeit und muss auch sagen, dass es auch eine sehr nette Möglichkeit für mich war, Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zu treffen. Wobei ich zugeben muss, dass dies für mich wegen des restlichen Programms eher im Hintergrund geraten ist. Einige Teilnehmer hatten am Ende der Woche den Wunsch nach einem etwas lockeren Programm, eine ganz nachvollziehbare Position angesichts der sehr vollen Tagesplanung. Doch auch, wenn ich selbst bei Vorlesungen, die meine Interessen nicht ansprachen, Schwierigkeiten hatte meine Aufmerksamkeit vollkommen auf dem Sprecher zu behalten, behaupte ich, dass durch diesen Aufwand auch ein Ziel der Probestudienwoche erreicht wurde. Obwohl es keine „wirklichen“ Uni-Vorlesungen waren, und auch wenn wir keine Hausarbeiten zu schreiben hatten, waren die längeren Vorträge und das allgemein längere Programm auf eine Weise eine Simulation, somit auch ein Einblick in das Studentenleben.
Die Woche habe ich genossen, jedoch hat diese einen klaren Nachteil. Nämlich, dass ich jetzt ein ganzes Jahr von meiner Ungeduld, mein Studium anfangen zu wollen, gequält sein werde.
Pavel Daskalov
Deutsche Schule Sofia, 30.09.2019 |